ਹਰਦੀਪ ਸਿੰਘ ਮਾਨ ਕਲਾਕਾਰੀ

Sikh Familie Die Sikhs

SikhsGuru Nanak Sahib Ji

Die Religion der Sikhs wurde vor einem halben Jahrtausend von ihrem ersten Guru ("Meister") Nanak gestiftet, der Hinduismus und Islam verbinden wollte. "Nam Dan Isnan" lautete seine Formel - die Sikhs ("Jünger") sollen Gottes Namen ehren, Almosen geben und ein "reines" Leben führen.

 

Mit 20 Millionen Gläubigen (davon leben die meisten im Bundesstaat Punjab in Indien, mehrere Millionen in England und den USA) ist Sikhi die kleinste und jüngste unter den fünf Weltreligionen. Ihr Begründer Guru Nanak wurde 1469 in Talwandi (heute Pakistan) geboren. 80 Prozent der Sikhs leben in ihrer Ursprungsregion im nordindischen Bundesstaat Punjab und in Neu-Delhi. Ungeschnittenes Haar und Turban gehören ebenso zu den Sikh-Traditionen wie vegetarische Ernährung und Ablehnung des Kastenwesens. Dienst am Mitmenschen gilt den Sikhs als religiöser Auftrag. Das Priestertum lehnt die monotheistische Religion ab, da sie jedem Menschen die Fähigkeit zuerkennt, das Göttliche selbst zu erfahren. Männer und Frauen gelten als gleichberechtigt, die Beseitigung Gurdwara Nanaksar im 22. Bezirksozialer Ungerechtigkeiten und die Überwindung von Egoismus sind die Grundsätze.

 

Mit dem Hinduismus haben die Sikhs mehr gemeinsam als mit dem Islam, sie glauben nämlich an die Wiedergeburt. Zugleich ist das Streben nach Wohlstand für die Gemeinschaft Teil ihrer Lehre - Sikhs gelten als geschäftstüchtig und als Menschen, die bereit sind, zu teilen. So betreiben die Sikhs auch in Wien, Salzburg und Klagenfurt "Gurdwaras", eigene Häuser, die zu jeder Zeit allen Menschen zu Verköstigung und Aufenthalt offenstehen.

 

Sie kämpften gegen die Moguln und die Briten

Viele Sikhs beklagen, dass die einstige Solidarität der Glaubensgenossen mittlerweile dahin ist.

"Vor 300 Jahren kämpften die Sikhs gegen die Moguln, vor 200 Jahren gegen die Briten, heute kämpfen sie gegeneinander", beklagte der Historiker Patwant Singh im Gespräch mit der deutschen Presseagentur dpa. Als etwa in den 1980er Jahren Sikh-Kämpfer im indischen Bundesstaat Punjab für ein unabhängiges "Khalistan" kämpften, wurde der Aufstand vom dortigen Polizeichef, einem bekennenden Sikh, mit harter Hand niedergeschlagen. Die damalige Regierungschefin Indira Gandhi ließ damals auch das Heiligtum der Sikhs, den Goldenen Tempel (Darbar Sahib) von Amritsar, stürmen.

Banda Singh Bahadur - artofpunjab.com Baba Deep Singh Manmohan Singh, Barack Obama

 

Im Oktober 1984 wurde sie deswegen von einem ihrer Sikh-Leibwächter ermordet. Mittlerweile hat sich das Verhältnis zwischen der Regierung und der Glaubensgemeinschaft aber wieder merklich entspannt, stellt sie doch seit 2004 mit Manmohan Singh - einem Politiker von Gandhis Kongresspartei - den Regierungschef des Landes. Dabei stellen die Sikhs mit 20 Millionen Menschen nur zwei Prozent der indischen Bevölkerung, dazu kommen rund fünf Millionen im Ausland lebende Sikhs.

 

Fünf Zeichen

Der Turban ist erst seit 300 Jahren ein unabdingliches Requisit für jeden männlichen Sikh. Guru Gobind Singh gründete, der letzte Guru, im Jahr 1699 die "Gemeinschaft der Reinen" (Khalsa). Seitdem tragen alle Sikhs den Namen Singh ("Löwe") und die Männer müssen die fünf "K"-Regeln befolgen. Als Zeichen der Heiligkeit lassen sie ihre Haare wachsen (Kesh) und stecken sie unter den Turban. In der indischen Armee dürfen sie den K-RegelnTurban statt der Soldaten-Mütze tragen, und von der Helmpflicht auf dem Motorrad sind sie befreit. Für ihr Haar haben sie einen Kamm (Kangha) bei sich. Mit dem Säbel (Kirpan) sollen sie Schwache verteidigen. Um dabei beweglicher zu sein, müssen sie Hosen (Kuccha) tragen. Und ein Armband (Kara) aus Eisen soll ihre Entschlossenheit ausdrücken.

 

Offiziell kein Kastenwesen

Das in Indiens Gesellschaft sehr präsente Kastenwesen spielt im Sikhismus gemäß der offiziellen Lehre keine Rolle. Der Sikhismus versteht alle Menschen als gleich, ungeachtet von deren Kaste, sozialer Schicht oder Geschlecht. Der zehnte Nachfolger des Religionsgründers Nanak Dev, Guru Gobind Singh, führte Ende des 17. Jahrhunderts für die männlichen Sikhs den einheitlichen Zweitnamen "Singh" und für die weiblichen Sikhs den Namen "Kaur" ein, auch um die Kastennamen zurückzudrängen. Tatsächlich heiraten Sikhs aber nach wie vor hauptsächlich innerhalb ihrer Kaste und viele verwenden auch ihren "eigentlichen" Familiennamen, aus der die Kaste ersichtlich ist.

 

Neben dem Turban sorgt vor allem der Krummsäbel immer wieder für Aufsehen, etwa bei Sicherheitskontrollen auf Flughäfen. Deswegen tragen Tejdeep Singh in Amrikaheutzutage viele Sikhs nur noch einen Sikh Police OfficerKirpan in symbolischer Größe. Die etwa 2.000 Sikhs im britischen Polizeidienst haben indes andere Probleme: Kürzlich forderten sie das Londoner Innenministerium auf, ihnen kugelsichere Turbane zur Verfügung zu stellen.

 

Wenn es um die indische Religionsgemeinschaft der Sikhs geht, fällt den meisten Menschen zunächst der Turban ein. Die männlichen Anhänger der Religionsgemeinschaft nehmen ihre charakteristische Kopfbedeckung nämlich nie ab, was immer wieder zu Problemen führt - etwa bei Passfotos, der Helmpflicht oder dem für einige Staatsbedienstete erforderlichen Tragen von "Amtskapperln".

 

11.100 Inder und 2.794 Sikh in Österreich
2008 wanderten 357 Inder ein, 191 kamen direkt aus Indien

In Österreich leben laut der jüngsten Volkszählung 2.794 Sikhs, die Hälfte davon sind österreichische Staatsbürger. In Österreich leben laut den Daten der Statistik Austria rund 11.100 Menschen, die in Indien geboren sind. Nach dem Stand von 2001 - den jüngsten verfügbaren Zahlen - gehörten in der Alpenrepublik 2.794 Menschen der Glaubensgemeinschaft der Sikh an, 3.629 dem Hindu-Glauben. Jeweils rund die Hälfte davon sind keine österreichischen Staatsbürger. In Wien wohnen 4.678 Inder (Stand Jänner 2008), zusätzlich gelten 3.490 Personen mit indischen Wurzeln in der Bundeshauptstadt als eingebürgert. Im vergangen Jahr erhielten 122 Inder die österreichische Staatsbürgerschaft.

 

Gurdwara Singh Sabha im 12. Bezirk2007 nahm die Zahl der in Österreich lebenden Inder um 357 Personen zu, 191 Menschen wanderten direkt aus Indien ein. Im gleichen Jahr wurden 385 Asylanträge gestellt, 2008 waren es 355. Der Höchstwert der vergangenen zehn Jahre wurde im Jahr 2002 mit 3.366 Anträgen erreicht. In diesem Jahr wurden auch die meisten indischen Staatsangehörigen (688) eingebürgert. Laut Erhebung der Statistik Austria im Jahr 2008 sind rund 6.400 der 11.100 in Österreich lebenden Inder erwerbstätig. Rund 800 gelten als arbeitslos, 1.300 dürften jünger als 15 Jahre alt sein - diese Zahlen sind aufgrund der hohen Schwankungsbreite statistisch nicht mehr verwertbar.

 

Erst im Vorjahr hatten die österreichischen Sikhs Kritik an der "mangelnden Religionsfreiheit" hierzulande geübt. So werde ihnen von den Behörden das Tragen von typischen Eigennamen wie auch das Tragen ihrer religiösen Symbole verweigert. Es gab auch Berichte über Sikhs, die in Wien als Busfahrer arbeiten wollten, dafür aber zugunsten einer Amtskappe auf das Tragen ihres Turbans hätten verzichten müssen. Inzwischen haben die Wiener Linien aber neue Bestimmungen.

 

Laut dem MA17-Experten ist die Wiener Sikh-Gemeinde vor allem in den 1980er Jahren gewachsen. Damals - nach der Ermordung Indira Gandhis und den nachfolgenden Unruhen in Indien - seien viele Vertreter dieser Religion nach Österreich gekommen. Wenn auch oft eher zufällig: "Österreich war nie Zielland." Die meisten Sikhs wollten nach Großbritannien. Aus unterschiedlichen Gründen sei für manche aber Wien und Österreich neue Heimat geworden.

 

Zwei große indische Communitys

Sikhs und andere aus Nordindien stammende Einwanderer sind laut Stefan Almer häufig im Gastgewerbe und als Händler tätig. Das unterscheidet sie von den Zuwanderern aus dem südlichen Teil des Subkontinents. Diese kommen meist aus dem Bundesstaat Kerala und sind Stefan Almer in Gurdwara Singh Sabhaoft im Gesundheits- bzw. Pflegebereich beschäftigt.

 

Auch die Österreichisch-Indischen Gesellschaft bestätigte, dass in Österreich vor allem zwei große indische Communitys leben. "Es gibt sehr viele aus Punjabi, sehr viele davon sind Sikh", so eine Vertreterin: "Dann gibt es sehr viele aus Kerala in Südindien. Sie meisten sind Christen oder Hindus, sie haben ihre eigenen Kulturvereine und Zusammenkünfte. Sie sind sehr in sich geschlossen." Laut der Gesellschaft sind eingewanderte Südinder oft auch in internationalen Unternehmen bzw. Vereinigungen wie den Vereinten Nationen tätig.

 

Weniger gut bezahlte und angesehene Jobs üben in der Regel die aus dem Norden stammenden Inder in Österreich aus. "Viele sind natürlich Zeitungsverkäufer", erklärte die Vertreterin. "Dann kommen viele nach Europa und arbeiten in der Landwirtschaft. Es kommen viele auch aus Dörfern, um Geld zu verdienen und nach Hause zu schicken." Andere werden allerdings auch als Spezialisten im IT-Bereich nach Österreich geholt.

 

Unauffällig

ZeitungsverkäuferFür die (Fremden-)Polizei war die indische Gemeinde in Wien bzw. Österreich bisher unauffällig. Straftaten kämen so gut wie keine vor, allerdings steigt die Zahl der sich illegal im Land aufhaltenden Inder von Jahr zu Jahr. Das liegt auch daran, dass die Mehrzahl ihrer Asylanträge abgelehnt wird.

Nach einem Boom mit 3366 Anträgen im Jahr 2006 sank die Zahl kontinuierlich auf 355 im Vorjahr. Nach Erkenntnissen der Fremdenpolizei bleibt die Mehrzahl der Asylwerber - trotz Ausweisungsbescheiden - (illegal) im Land. Zu Abschiebungen kommt es selten, weil die notwendigen Zertifikate auf diplomatischem Weg kaum zustande gebracht werden. Auch vier der sechs bisher bekannten (mutmaßlichen) Attentäter lebten teils seit 2001, teils erst seit dem Vorjahr als Asylwerber in Wien. Ihre Asylgründe sind - wie bei den meisten Indern - "sehr pauschal gehalten". Sie würden sich gar nicht erst die Mühe machen, rührselige Geschichten zu erfinden, sondern bekennen sich offen als "Wirtschaftsflüchtlinge".

 

Turban: DastarDastar TschuniDastar, Pagri
Gut behelmt mit dem Turban

Seit Jahrtausenden werden Stoffbahnen um den Kopf gewickelt. Aus religiösen und praktischen Gründen. Dastar nennen die Sihks ihren Turban auf Punjabi. Aus Respekt vor Gottes Schöpfung schneiden sie sich Haare und Bärte nicht, sondern tragen sie unter ihrem charakteristischen Turban, der oft täglich neu gebunden wird. Die Farbe ist übrigens egal, sprich auch eine Frage der Mode. Bei religiösen Anlässen werden jedoch Weiß und Safran bevorzugt. Sikh-Frauen können ebenfalls Turban tragen, meist tragen sie aber ein Tuch (Tschuni).

Österreichische Staatsbürger, die dem Sikh-Glauben angehören, sind beim Bundesheer von der Helmtragepflicht entbunden. In Großbritannien müssen Sikhs keinen Motorradhelm tragen.

 

Sprachwurzeln

Sikh in BundesheerDas Wort Turban kommt vom persischen dulband, das dann über das türkische tulbend zum französischen turbant , toliband oder tulipant , mit Sprachverwandtschaft zur Tulpe, wurde. Der Turban besteht aus einem oder mehreren Stoffstreifen, die um den Kopf oder ein darunter aufgesetztes Käppchen getragen werden. Turbane finden sich in muslimischen Ländern und in vielen Teilen Indiens.

In Indien werden Turbane (Pagri) abseits der Sikhs nur von Männern getragen. Am Pagri der Hindus kann man Klasse, Kaste, Beruf oder Religion erkennen. Professionelle Turbanbinder, Spezialisten für kunstvolle Wicklungen, heißen Pagribands. Früher arbeiteten sie vor allem an Fürstenhöfen, jetzt machen sie Festturbane. Man kann auch fixfertige, die wie ein Hut zu tragen sind, kaufen. Die Kopfbedeckung hat eine jahrtausendalte Geschichte. Auch mehrere Bibelstellen erwähnen Turbane. Die meterlangen Stoffbänder dienten als Sonnenschutz, Kissen und auch als Leintuch.

 

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Kopfbund

Auch in Europa wurden Turbane aus modischen Gründen getragen. 1665 malte Jan Vermeer sein "Mädchen mit Turban". Albrecht Dürer zeichnete 1520 Männer mit Kopfbund, wie der Turban lange Zeit auf Deutsch hieß. Bei den Muslimen stehen grüne Turbane für die Nachfahren des Propheten und für Mekka-Pilger. Klassische Farben sind hier Weiß und Schwarz. Einen Turban zu treten oder auf ihm zu stehen gilt vielerorts als Beleidigung. Turbane wurden auch als Zeichen der Unterwerfung zu Boden gelegt, werden aus Freundschaftsgründen getauscht oder gehen an den ältesten Sohn über.

 

Grüne Turban-Träger
Öko-Partei und die Sikhs: "Wir verstehen uns mit ihnen"
Maria Vassilakou, Stefan Almer, Hardeep Singh Mann
Maria Vassilakou, Stefan Almer, Hardeep Singh Mann in Gurdwara Nanaksar

(21. Juli 2008) Wien - Angefangen hat alles mit Sikhs, die in Wien als Busfahrer arbeiten wollten. Sie hätten dafür auf das Tragen ihres Turbans, den sie aus Glaubensgründen nicht ablegen können, verzichten müssen. Die Wiener Grünen setzten sich für die Männer ein. Heute, Jahre später, haben die Wiener Linien längst neue Bestimmungen, der Kontakt der Sikhs zu den Grünen ist geblieben - und wird gepflegt.

 

Nirmal Singh ist 1983 aus Indien nach Österreich gekommen. Er ist einer derjenigen, die in Wien Busfahrer werden wollten. Derzeit fährt der 43-Jährige Taxi. Vom Busfahrer-Job träumt er immer noch: "Wenn es geht, werde ich es." Die Beziehung seiner Community zu den Wiener Grünen sei sehr gut: "Wir verstehen uns mit ihnen und sie sich mit uns." Die Grünen kämen auch "immer wieder in den Tempel oder zu Veranstaltungen“. Deren Integrationssprecherin Alev Korun sieht ebenso "sehr, sehr viel Zuspruch".

 

Quelle: orf.at

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